Presseaussendung

IG-Milch: Ennstal Milch stellt sich gegen Direktvermarkter

Eine böse Überraschung erlebten viele Bäuerinnen/Bauern, die ihre Milch an die Ennstal Milch liefern. Mit 1. Oktober soll eine neue Regelung für Direktvermarkter in Kraft treten, die jede Innovation und Initiative bestraft.

Auszug aus Rundschreiben Ennstal Milch KG:

„ …1. Regelmäßigkeit der Anlieferung: Anlieferungen in einem Monat unter 50 % der Höchstanlieferung des entsprechenden Monats werden als Unregelmäßigkeit eingestuft. In solchen Fällen wird ein Abzug von 5 ct/kg auf die gesamte Monatsmenge durchgeführt.

  1. Höchstmenge für die Direktvermarktung: Es dürfen max. 60.000 kg Milch (ab 80.000 kg Maßnahmen) verarbeitet werden. Wird diese Höchstmenge überschritten erfolgt als Maßnahme ein Abzug von 10 ct/kg auf die gesamte Jahresmenge (wurde bereits ein Abzug für unregelmäßige Lieferung einbehalten wird dieser gegenverrechnet). Auch die Feststellung der verarbeiteten Milchmenge wird gemeinsam durch die Hofberater mit dem Lieferanten getroffen. …“

Damit wird es unmöglich gemacht Wertschöpfung zurück auf den Hof zu holen und regionale Produkte zu erzeugen.

Die IG-Milch sieht da einen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung und einen direkten Zusammenhang mit Vorgängen in den letzten Jahren, wo Kritiker mit wirtschaftlicher Existenzvernichtung bestraft wurden. „Es ist kein Zufall, dass genau die Molkerei solch eine restriktive Regelung einführt, die vor Jahren gnadenlos gegen unseren Vorstand Michael Steiner vorgegangen ist, weil er es gewagt hat, den Geschäftsführer zu kritisieren“, so Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch. „Durch den tragischen Verlauf wurde ein Exempel statuiert, das den abhängigen Milchlieferanten keine Möglichkeit bietet, dagegen vorzugehen. Die Ennstal Milch hat in ihrer Region eine absolut marktbeherrschende Stellung und nützt diese schamlos aus. Hier sind bei den verantwortlichen Funktionären der Hausverstand und der Anstand verloren gegangen. Daher haben wir uns als IG-Milch entschlossen, entschieden dagegen vorzugehen. Mit einer Anzeige bei der Bundeswettbewerbsbehörde und beim Kartellgericht möchten wir, verbunden mit einem offenen Brief an diverse Unternehmen, Organisationen und Ämter, eine Klärung herbeiführen. Sollte es bei dieser Regelung bleiben, wird es im Ennstal keine regionalen Milchprodukte, keine Innovationen am Milchmarkt und keine Wertschöpfungssteigerung auf den Höfen geben. Dies wäre ein fatales Signal und gegen alle Vernunft.“

Gerade der Tourismus und viele Konsumentinnen und Konsumenten aber auch die Handelsketten, suchen nach authentischen, handwerklichen und regionalen Produkten. Dieses Vorgehen der Ennstal Milch ist unseres Erachtens eine Missachtung der Erwerbsfreiheit, der bäuerlichen Selbstständigkeit und Schaffenskraft. „Es ist undenkbar in anderen Produktionssparten solche Regelungen einzuführen. Ob bei Rindern, Schweinen, Holz, Getreide – niemand würde die Produzenten dazu zwingen 20 bis 30 % des Monats- oder Jahresumsatzes der gesamten angelieferten Menge in Abzug zu bringen, falls ein Teil selber vermarktet wird. Es wäre auch das Ende regionaler Entwicklung und der Genussregionen.

Solch eine Vorgangsweise muss einer rechtlichen Klärung zugeführt werden um den Anfängen zu wehren, die aus selbstständigen Bäuerinnen und Bauern Sklaven der Milchindustrie machen“, so Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch.

 

Bad Leonfelden, 11.9.2019

 

Rückfragehinweis:

Ewald Grünzweil, Obmann IG-Milch
0664 2023869
office@ig-milch.at
www.ig-milch.at

Ernst Halbmayr, Projektleiter A faire Milch
0664 9249635
halbmayr@aon.at

 

Rundschreiben Ennstal Milch

 

O-Ton Pressemappe:

11.9.2019  IG-Milch kritisiert Molkerei für „sittenwidrige Verträge“: Klagen werden geprüft

Ernst Halbmayr:
„Was sieht die neue Regelung vor?“

Ernst Halbmayr:
„Wie kommt es zu so einer Forderung?“

Ernst Halbmayr:
„Wie funktionieren Molkereien?“

Ernst Halbmayr:
„Was sind Ihre Wünsche?“

Ewald Grünzweil:
„Wieso empfinden Sie die Verträge als sittenwidrig?“

Ewald Grünzweil:
„Was sind die nächsten Schritte?“

 

 

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