Milch ist mehr als Klimazahlenspiel – aber Ausreden helfen auch nicht

Reaktion auf Burger-King-Debatte und OTS von „Land schafft Leben“

Bad Leonfelden
Nach der jüngsten Diskussion um Burger Kings geplanten Ausstieg aus der Kuhmilch und der darauf folgenden OTS-Aussendung des Vereins Land schafft Leben stellt die IG-Milch klar: Klimaschutz darf nicht zum Schlagwort verkommen – weder zur Rechtfertigung von Konsumtrends noch zur Verteidigung überholter Strukturen.

„Natürlich ist die österreichische Milchproduktion klimafreundlicher als in vielen anderen Ländern – das ist unbestritten“, sagt Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch. „Aber statt ständig auf bessere Durchschnittswerte zu verweisen, sollten wir uns fragen: Wie können wir die Landwirtschaft wirklich zukunftsfähig machen – ökologisch, sozial und ökonomisch?“

Die IG-Milch warnt vor einer verkürzten Sichtweise, die den Klimaschutz ausschließlich in CO₂-Bilanzen oder Konsumtrends misst. Ebenso kritisch sieht sie aber die Tendenz, berechtigte Umwelt- und Tierwohlfragen mit dem Hinweis auf Tradition, Kulturlandschaft oder regionale Kreisläufe abzuwiegeln.

Klimaschutz braucht Systemwandel – nicht das Festhalten am Status quo
„Wenn heute von Kreislaufwirtschaft und regionaler Herkunft die Rede ist, klingt das nach Nachhaltigkeit – ist aber oft nur ein Etikett für das Festhalten am Alten“, so Grünzweil. „Eine echte Kreislaufwirtschaft müsste längst selbstverständlich sein. Und Regionalität darf nicht über Bio gestellt werden.
Wer regional als Ersatz für bio benutzt, täuscht Konsument:innen und verschleiert die eigentliche Verantwortung im System. Denn regional heißt noch lange nicht umweltfreundlich: Auf vielen konventionellen Äckern werden weiterhin Pestizide und Kunstdünger eingesetzt – da weiß man dann nur, woher das Gift kommt.
Bio hingegen bedeutet, dass ohne chemisch-synthetische Spritzmittel, ohne Kunstdünger und ohne industrielle Intensivierung gearbeitet wird – das ist echter Klimaschutz in der Praxis.“

Die IG-Milch verweist darauf, dass sie bereits vor Jahren auf diese Fehlentwicklungen hingewiesen hat – unter anderem in ihrem „Basis- und Richtungsmanifest für eine klimagerechte Landwirtschaft“
(Download unter www.ig-milch.at).
Darin fordert die IG-Milch eine klare Neuausrichtung der Landwirtschaftspolitik: weg von wachstumsgetriebenen Exportmengen, hin zu einer bäuerlichen, regionalen und biologischen Wirtschaftsweise, die mit den natürlichen Ressourcen im Einklang steht.

Höfesterben zeigt Systemversagen
„Wenn alles so gut wäre, wie ständig behauptet wird, müssten nicht seit 30 Jahren täglich fünf Milchviehbetriebe und insgesamt neun landwirtschaftliche Höfe in Österreich aufgeben“, sagt Grünzweil. „Das ist kein Naturgesetz, sondern das Ergebnis politischer Untätigkeit und marktwirtschaftlicher Schieflagen. So sieht kein funktionierendes System aus.“

Marktmacht von Raiffeisen verhindert fairen Wettbewerb
„Was wir bräuchten, ist eine funktionierende Politik und funktionierende Behörden – angefangen bei der Bundeswettbewerbsbehörde, die endlich hinschauen müsste, wie ungleich die Machtverhältnisse am Milchmarkt tatsächlich sind“, so Grünzweil.
Diese ungleichen Verhältnisse seien den marktbeherrschenden Raiffeisen-Genossenschaften geschuldet, die ihre Stellung seit Jahren systematisch ausnutzen. Ein deutliches Beispiel sei das Gerichtsurteil gegen die SalzburgMilch, wo ein Bauer die Unrechtmäßigkeit von Milchpreisabzügen erst vor Gericht einklagen musste, um zu seinem Recht zu kommen.
„Wir haben solche Missstände bereits mehrfach bei der Bundeswettbewerbsbehörde bekannt gemacht – passiert ist nichts. Deshalb haben wir nun eine Anfrage an die EU-Kommission gestellt, um auf die strukturellen Verflechtungen zwischen Politik, Wirtschaft und Molkereien aufmerksam zu machen.“
Solange die Agrarpolitik in Österreich von Raiffeisen und der ÖVP geprägt werde, sei kaum Besserung zu erwarten – „und umso wichtiger wären unabhängige, mutige Behörden. Doch auch danach schaut es derzeit leider nicht aus.“

Rückfragehinweis:

Ewald Grünzweil 0664 2023869

Ernst Halbmayr   0664 9249635

Amesschlag 30, 4190 Bad Leonfelden

UID-Nr. ATU 63285536

Tel: 0664/2023869

Email: office@ig-milch.at

Homepage: www.afairemilch.atwww.ig-milch.at