Im Rahmen des Themenmontag auf ORF III werden folgende Filme gezeigt:
Milch bringt’s – oder nicht?
Die Tricks mit Milch und Käse
Burnout im Stall – Milchbauern in der Krise
Der Irrsinn mit der Milch – global, billig, ruinös
Mehr Infos auf: https://tv.orf.at/orf3/stories/3012571/
zum Nachsehen in der TV-Thek bis 14.3.2021: https://tvthek.orf.at/profile/Themenmontag/13687392/ORF-III-Themenmontag-Milch-bringts-oder-nicht/14084530
Milch bringt’s – oder nicht?
Montag, 8.3.2021, 20.15 Uhr
Wh. 23.20 Uhr und Di 02.15 Uhr
Dokumentation von Liza Enzinger, 2020
Seit Jahren tobt ein Glaubenskrieg um die Milch: ob sie uns stärker und gesünder macht oder ob sie Krankheiten hervorrufen kann, darüber hat sich eine breite Front aus Wissenschaftlern, Interessensverbänden und Konsumentenschützern gebildet. Die österreichischen Bauern produzieren deutlich mehr Milch, als der heimische Markt braucht, der Überschuss geht in den Export. Im Österreich kann man also weitgehend sicher sein, dass die hier gekaufte Milch auch tatsächlich aus der Region kommt. Doch die Zwänge des internationalen Milchhandels schlagen auch hier durch: kleine Hersteller müssen unter dem Preisdruck aufgeben, nur wer zum Großbetrieb aufrüstet, hat eine Chance im Bieterkampf. Das Marketing-Idyll existiert kaum noch wo. In vielen Gemeinden sind die einstigen Milchsammelstellen nur mehr verfallene Ruinen. Dafür regieren zucht-optimierte Turbokühe und die maschinelle Tierhaltung. Ein Blick in die heimische Milchproduktion von Liza Enzinger.
Die Tricks mit Milch und Käse
21.05 Uhr
Wh. Di 00.10 Uhr und 03.05 Uhr
Dokumentation von Rieke Sprotte, 2019
Vollmilch, Weidemilch, Alpenmilch und viele andere Sorten: die Auswahl in den Milchregalen der Supermärkte und Discountern ist riesig. Dabei wollen viele Verbraucher vor allem wissen, welche Milch am gesündesten ist, woher sie tatsächlich kommt und ob es den Kühen, die die Milch abgeben, gut geht. Meist haben die idyllischen Bilder auf der Milchverpackung nicht viel mit der Wirklichkeit gemein. Ähnlich unübersichtlich sieht es bei Joghurt aus. Hier wenden einige Hersteller ziemlich dreiste Tricks an: sie peppen ihre Produkte mit Aromen und viel Zucker auf, versuchen Kunden mit falschen Marketingmaschen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Genauso beim Käse: da liegt zum Beispiel ein und dieselbe Sorte an verschiedenen Stellen im Supermarkt – zu unterschiedlichen Preisen. Einige Hersteller wollen dem Verbraucher „Light“-Varianten als gesunde Produkte verkaufen, schummeln aber billige Ersatzstoffe hinein, von bedenklichen Inhaltsstoffen wie Phosphaten ganz zu schweigen.
Moderator Jo Hiller hat mit seinem Team die Tricks der Milch- und Käsebranche aufgedeckt. Er spricht mit Insidern und Experten über die ernüchternde Wirklichkeit hinter der hübschen Werbewelt der Milchprodukte, die auf den ersten Blick so gesund und natürlich daherkommen.
Burnout im Stall? – Milchbauern in der Krise
Montag, 8.3.2021, 21:55 Uhr,
Wh. Di 00:50 Uhr und 03:45 Uhr
2018, Länge: 45min
Weitermachen oder aufhören – für viele Milchbauern stellt sich diese Frage täglich. Wer sich gegen das Aufgeben stemmt, hat sich für einen harten Weg entschieden. Denn die schwere Arbeit in der Milchproduktion zehrt an den Kräften, während der Milchpreis zu einem Leben gerade am Existenzminimum führt. Manche müssen sich verschulden, nur um einfach den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Die Schulden wachsen und mit ihnen die psychische Belastung der Bauern. Der Film zeigt drei Bauern am Rande des Burn-Outs: Sie sind wütend, dass sie als Produzierende keinen Einfluss auf die Preise der Milch haben. Den Bauernhof aufgeben, den Generationen vor ihnen durch alle Krisen gebracht haben, ist für sie unvorstellbar. R: Sven Ihden, Florian Sabo
Der Irrsinn mit der Milch – global, billig, ruinös
Montag, 8.3.2021, 22.45 Uhr
Wh. Di 01.45 Uhr und 04.40 Uhr
In der modernen Landwirtschaft werden Kälber mit Ersatzstoffen aus Pflanzenöl, zum Beispiel Palmöl, gefüttert, weil selbst Billigmilch noch zu teuer ist. Gleichzeitig produziert Europa riesige Milchüberschüsse…
Um den Milchpreis zu stabilisieren, haben die EU allein 2016 350.000 Tonnen Milchpulver aufgekauft.
Dank üppiger EU-Förderungen für die Landwirte produzieren wir in Europa jährlich einen kräftigen Milchüberschuss.
Überschüssige Milch wird zu Milchpulver verarbeitet, das war auch schon früher so. Die EU kauft im Rahmen der sogenannten Marktintervention in großen Mengen Milchpulver auf und lagert es ein. Auf 350 000 Tonnen Milchpulver wurde im Jahr 2016 die Interventionsmenge erhöht – Milch, für die es in Europa keine Abnehmer gibt. In Afrika gibt es sie: die Nachfrage nach Milchprodukten ist dort in den vergangenen zehn Jahren rapide gestiegen, vor allem nach Milchpulver, das den größten Teil des europäischen Milchexports ausmacht.
Für Länder wie Kamerun hat die Milchschwemme aus Europa verheerende Folgen. Denn vielversprechende Ansätze eigener Milchwirtschaft werden im Keim erstickt. Molkereien, zum Teil sogar finanziert von europäischen Entwicklungshilfegeldern, stehen leer, weil die Bauern keine Milch anliefern. Denn sie wissen, dass ihre Milchprodukte mit denen aus Europa, die ja indirekt subventioniert werden, preislich nicht konkurrieren können. „Das ist nicht fair“, sagt Hayatou El Hadji Souley, ein kamerunischer Milchproduzent. „Wir müssen doch unsere heimische Produktion steigern, um die Lebensbedingungen der Menschen hier zu verbessern.“ Genau das fordern auch deutsche Entwicklungshilfe-Politiker: Die Lebensbedingungen im subsaharischen Afrika sollen verbessert werden, damit die Menschen nicht als Wirtschaftsflüchtlinge nach Europa kommen.
Der Irrsinn mit der Milch geht noch weiter: Auf der Euro-Tier Messe in Hannover, der weltweit größten Messe für Nutztierhaltung, erfährt Reporterin Katarina Schickling, dass Kälber in unserer modernen Landwirtschaft keine Milch mehr bekommen, stattdessen Ersatzstoffe aus Pflanzenöl, zum Beispiel aus dem umstrittenen Palmöl. Denn für die Kälber ist selbst die Billigmilch noch zu teuer.
Für Landwirt Erwin Reinalter aus dem Allgäu gab es keinen Ausweg mehr aus den roten Zahlen. Trotz aller Anstrengungen, seinen Betrieb immer wieder zu modernisieren, trotz Marktintervention. Die letzten Milchkühe musste er verkaufen, nur ein paar Kälber bleiben. 50 Cent für den Liter Milch – das hätte gereicht, um seinen Hof zu retten. Doch das hätte auch für den Verbraucher einen höheren Preis an der Supermarktkasse bedeutet. Mit Preisdumping – so das Fazit der Dokumentation – ist eine gesunde Milchwirtschaft, die keine Verlierer hinterlässt, nicht zu haben.
Regisseurin: Katarina Schickling
Dokumentation, 2017