26. Jänner 2015
Presseinformation
Landwirtschaft/Umwelt/Pestizide/Wirtschaft/Gentechnik/Entwicklungspolitik
Wien-Plattform „Wir haben es satt!“ fordert Kehrtwende der österreichischen Agrarpolitik. Utl: Klare Absage an Wachstums- und Exportorientierung
Bei der heutigen Aktion anlässlich des Agrarpolitiktags der Wintertagung des Ökosozialen Forums fordern die VertreterInnen der Plattform “Wir haben es satt!“ eine „längst fällige Kehrtwende der österreichischen Agrarpolitik“. Der Agrarpolitiktag behandelt heuer die Themen „Bioökonomie“ und „Märkte im Wandel“. Angesichts der Überschussproduktion in wichtigen Sektoren der österreichischen Landwirtschaft (z.B. Milch) und daraus resultierenden Absatzproblemen bzw. Preiswettkämpfen propagieren die agrarpolitischen EntscheidungsträgerInnen verstärkt den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen sowie den Export auf zunehmend außereuropäische Märkte.
Gegen Exportoffensive, für Ernährungssouveränität
VertreterInnen der Plattform beklagen unter anderem die politisch beschlossene Liberalisierung des Milchmarktes und die strukturelle Ausrichtung auf ständiges Wachstum. Dies führt zu einer Verschärfung des Strukturwandels und zu einer Intensivierung der Milchviehhaltung. Damit verbunden ist Überproduktion mit all ihren verheerenden Auswirkungen: „Bei uns müssen die MilchbäuerInnen ihre Höfe zusperren, während Milchpulver zu Dumpingpreisen nach Afrika exportiert wird. Das passiert auf Kosten der dortigen Landwirtschaft, die der übermächtigen Konkurrenz aus Europa schutzlos ausgeliefert ist. Unsere Agrarpolitik ist aufgefordert, dem mit entschiedenen Maßnahmen entgegenzutreten, anstatt mit Export nach Afrika Armut und Hunger neu zu organisieren!“
Bioökonomie – falsche Antwort auf die Krise
Auch die Bioökonomie stellt keinen Ausweg aus dem Dilemma der sinkenden bäuerlichen Einkommen und des Verdrängungswettbewerbs dar. „Eine wesentliche Grundlage einer biomassebasierten Landwirtschaft ist die Kontrolle über immer knapper werdende Landflächen. Diese Scheinlösungen verschärfen Land- und Ressourcen-Grabbing. Wirkliche Antworten auf die soziale und ökologische Krise erfordern einen grundlegenden Wandel weg von der Agroindustrie und deren Profitinteressen hin zu Ernährungssouveränität“, so die VertreterInnen der Plattform weiter.
Agrotreibstoffe: Weiter in die Sackgasse
Auch der neuerliche Vorstoß in Richtung verstärkter Produktion von Agrotreibstoffen wird von der Plattform kritisiert. „Agrotreibstoffe, die aus Lebens- und Futtermitteln hergestellt werden, erzielen vielfach nicht den erhofften Klimanutzen, vor allem aufgrund indirekter Landnutzungsänderungen. Sie fördern weltweit die Konkurrenz um Ressourcen ebenso wie Vertreibungen von Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern und zunehmenden Hunger und Mangelernährung.“
TrägerInnen der Plattform sind AgrarAttac, FIAN Österreich, GLOBAL 2000, Greenpeace, Grüne Bäuerinnen und Bauern, IG-Milch, ÖBV-Via Campesina Austria, SOL, Südwind und Welthaus Diözese Graz-Seckau. Nähere Informationen unter: https://wirhabenessattaustria.wordpress.com/
Bilder der Aktion: http://bit.ly/1AUhVYd
Rückfragehinweis:
Irmi Salzer, ÖBV-Via Campesina Austria, Tel: 0699 11827634; Ewald Grünzweil, IG
Milch, Tel: 0664 2023869; Brigitte Reisenberger, FIAN, 0699 18330033