Pressemitteilung AbL-Bayern, 26.06.2012

Pressemitteilung

Sonnleitner geht – der Bauernverband bleibt

Gedenkfeier für die Bauernopfer am Mittwoch, 27. Juni 2012  um 19.30 Uhr
am Odeonsplatz in München.

Eines muss man ihm lassen: Er war konsequent. Das Motto „Wachsen oder Weichen“ und die Weltmarktorientierung der bayrischen Landwirtschaft um jeden Preis stand von Anfang an auf seinen Fahnen, ohne Rücksicht auf die betroffenen Bauern und die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Folgen. Sonnleitner glaubt vermutlich heute noch, Bayerns Bauern müssten zur Ernährung der Weltbevölkerung beitragen – ein Zeichen dafür, dass er viele Entwicklungen und Erkenntnisse der letzten Jahre total ausblendet.

Europa nutzt inzwischen jährlich 35 Mio ha Ackerfläche in Entwicklungsländern zum Anbau von Viehfutter;  Regenwälder werden abgeholzt und Bauern brutal von ihren Ländereien vertrieben. Ohne diesen “Landraub” wäre die Exportorientierung der EU-Landwirtschaft gar nicht möglich, und auch nicht nötig. Die Futterversorgung der wachsenden Tierbestände wäre aus europäischem Anbau nicht möglich und es wäre für unsere Bauern nicht nötig zu Niedrigstpreisen zu produzieren, um am Ende beispielsweise überschüssige
Hähnchenteile nach Afrika auszuführen.

Viele bäuerliche Betriebe haben Sonnleitners Einsatz für diese Art von Landwirtschaft leider nicht überlebt. Gab es zu Beginn seiner Amtszeit in Bayern noch ca. 200 000 landwirtschaftliche Betriebe, sind es jetzt zum Ende noch ca. 96 000, alles im Sinne der Globalisierung und zum Wohle von multinationalen Konzernen, die unbeachtet von der Öffentlichkeit beim „Bauern“-Verband, als sog. assoziierte Mitglieder, ein gewichtiges Wort mitreden. Aber ein Verband, der qua Gesetz und auf Betreiben der Politik in Bayern seit Jahrzehnten eine völlig ungerechtfertigte Monopolstellung einnimmt, kann es sich (noch) leisten, einen solch unerhörten Strukturwandel als Erfolgsmodell zu verkaufen.

Immer mehr Verbraucher und Steuerzahler jedoch sehen mit Unbehagen, daß diese von ihnen mitfinanzierte Agrarpolitik letztlich zu einer industriellen Landwirtschaft führt: Einer Agrarproduktion, die öffentliche Leistungen ökologischer, kultureller und sozialer Art nicht mehr erbringen kann.

Diese Leistungen für die Gesellschaft können nur durch die Arbeit von Bäuerinnen und Bauern erbracht werden. Eine industrielle Landwirtschaft bringt keine gesellschaftlichen Leistungen – sie verursacht oft sogar noch Schäden, deren Reparatur dann zusätzliche Steuergelder kostet.

Wer jetzt glaubt, mit der Neuwahl des Präsidiums würde sich im Bauernverband Grundlegendes ändern, muss leider enttäuscht werden. Die Pferde werden gewechselt, der Karren bleibt. Es ist der Karren der multinationalen Konzerne!

Zum Gedenken an die 104.000 bayerischen Bauernhöfe, die in der Amtszeit des scheidenden Präsidenten Sonnleitner für Strukturwandel und Industrialisierung der Landwirtschaft geopfert wurden, findet am Mittwoch, 27. Juni 2012  um 19.30 Uhr am Odeonsplatz in München eine Gedenkfeier statt.

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