Ökologie
Forscher: Mercosur-Vertrag widerspricht „Green Deal“
Das geplante EU-Handelsabkommen mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur stehe in vielen Punkten im Gegensatz zu den Zielen des „Green Deals“ der EU, schreiben Forschern und Forscherinnen in einem neuen Bericht. Es widerspreche auch einer Reihe von Nachhaltigkeitskriterien.
www.science.orf.at: 9. September 2020, 17.00 Uhr
Erst kürzlich hat die deutsche Regierungschefin Angela Merkel (CDU) angesichts der Abholzung im Amazonas-Gebiet „erhebliche Zweifel“ an der Umsetzung des Mercosur-Abkommens geäußert. Ihre Zweifel seien berechtigt, heißt es am Mittwoch in einer Aussendung der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Setze doch die Entwaldung in Südamerika große Mengen Kohlendioxid frei und beschleunige das Artensterben.
Alle drei Minuten ein Fußballfeld gerodet
„Soviel ist klar: Wenn wir Wälder zerstören, leiden alle darunter“, erklärt Hauptautorin Laura Kehoe von der Universität Oxford. Kehoe ist Teil eines Teams, darunter der Ökologe Helmut Haberl von der Universität für Bodenkultur, das den Bericht soeben im Fachjournal „One Earth“ veröffentlicht hat.
Die Autoren und Autorinnen kritisieren, dass trotz aller Klimaschutz-Bestrebungen die EU weltweit führend beim Import von Agrarprodukten sei, die Entwaldung verursachen. So sei zwischen 1990 und 2008 für die Ausweitung der Anbauflächen, die mit Konsum in der EU in Verbindung stehen, eine Fläche in der Größe Portugals gerodet worden. Die EU importiere derzeit jedes Jahr über zehn Mio. Tonnen Soja und 200.000 Tonnen Rindfleisch aus den Mercosur-Staaten. Dafür werde in der Anbauregion alle drei Minuten die Fläche eines Fußballfeldes gerodet.
„Wir wollen, dass die EU aufhört, Produkte zu importieren, deren Anbau im Ausland Chaos verursacht. Stattdessen sollte sie eine weltweit führende Rolle übernehmen, um nachhaltigen Handel zu ermöglichen“, so Kehoe. „Wenn Lebensmittel auf illegal abgeholzten Flächen angebaut werden, warum ist es dann nicht illegal, sie zu kaufen?“